Neuerungen im ärztlichen Bereitschaftsdienst des Landkreises Ahrweiler
von Dr. med Henning Jaeschke
Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP)
Mainz, 31. August 2021 – Mit dem Start des Aufsuchenden Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (AÄBD) und der bedarfsgerechten Besetzung der Ärztlichen Bereitschaftspraxis (ÄBP) Bad Neuenahr-Ahrweiler setzt die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) ab dem 6. September die dritte Stufe ihrer Bereitschaftsdienstreform im Landkreis Ahrweiler um. Der Patientenservice 116117 ist zentraler Ansprechpartner im Ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Im vom Hochwasser schwer getroffenen Landkreis Ahrweiler sind die Menschen aktuell in erster Linie mit dem Wiederaufbau und der Krisenbewältigung beschäftigt. „Nach dieser Katastrophe ist es unabdingbar, dass die ambulante medizinische Versorgung funktioniert“, sagt der Vorsitzende des Vorstands der KV RLP Dr. Peter Heinz. Da zahlreiche Praxen teilweise oder ganz zerstört wurden und die Regelversorgung noch nicht wieder komplett hergestellt ist, hat die KV RLP schnell unbürokratische Lösungen gefunden. „Solange Bedarf besteht, wollen wir das Angebot des täglich von 10 bis 16 Uhr geöffneten DB Medibusses am Bahnhof Bad Neuenahr aufrechterhalten“, betont Dr. Heinz. Zudem unterstütze man die betroffenen Praxen beim Wiederaufbau.
Um auch den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) zukunftsfähig zu machen, greift ab dem 6. September die dritte Stufe der Bereitschaftsdienstreform. Deren Herzstück ist der AÄBD, ein Hausbesuchsdienst, der gerade für immobile Menschen Vorteile mit sich bringt. Wer nachts oder am Wochenende dringend den ÄBD benötigt, aber aus körperlichen bzw. medizinischen Gründen nicht die Wohnung verlassen kann, zu dem kommt der spezielle AÄBD direkt nach Hause. Voraussetzung ist, dass Betroffene immer zuerst die Rufnummer des Patientenservice 116117 wählen und dort die Notwendigkeit eines Hausbesuchs festgestellt wird.
Die Steuerung der Patientinnen und Patienten in die richtige Versorgungsebene erfolgt zentral über diese Telefonnummer des Patientenservice 116117. Der Einsatz des zertifizierten Medizinproduktes „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung für Deutschland“ (SmED) gibt dem medizinischen Fachpersonal im Patientenservice 116117 zusätzlich die Sicherheit, nichts zu übersehen. Wird die Anmeldung in einer Ärztlichen Bereitschaftspraxis (ÄBP) erforderlich, werden Wartezeiten dort minimiert, denn der Patientenservice 116117 übermittelt bereits die Patientendaten.
„Um diese effektive Patientensteuerung zu ermöglichen, appellieren wir an die Bevölkerung, die 116117 konsequent zu nutzen und nicht einfach ohne Termin bzw. ohne Rücksprache mit einem Arzt zur nächstgelegenen Bereitschaftspraxis zu fahren“, sagt Dr. Peter Heinz. Die KV RLP bittet daher darum, in Bekanntmachungen ausschließlich die Telefonnummer 116117 zu veröffentlichen.
Die Bekanntmachungen sollten einheitlich nur folgende Information enthalten:
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Telefon 116117 (ohne Vorwahl) |
Der AÄBD bringt gerade für immobile Menschen Vorteile
Für die Hausbesuchsdienste werden eigens Ärztinnen und Ärzte eingeteilt, die nicht gleichzeitig für die Patientenbehandlung in den ÄBP zuständig sind. Der Patientenservice 116117 koordiniert alle Hausbesuchseinsätze bedarfsgerecht und fahrzeitoptimiert. So werden Reaktionszeiten nach Anforderung eines Hausbesuchs erheblich verkürzt.
Die neue Organisation des ÄBD bedeutet eine Verbesserung der Patientenversorgung. Das betont auch Prof. Dr. Martin Seemann, der leitende Koordinator des Pilotprojekts in der Region Rheinhessen-Nahe. „Dank des Fahrdienstes sind die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen recht schnell beim Patienten und können dadurch auch solch kranke Menschen behandeln, die körperlich nicht in der Lage sind, eine Ärztliche Bereitschaftspraxis aufzusuchen. Für diesen Patientenkreis spielt es ohnehin keine Rolle, ob der nächste Standort zwei oder 20 Kilometer von ihrer Wohnung entfernt liegt.“ Wichtigstes Kriterium ist nach wie vor die medizinische Dringlichkeit. Wartezeiten ließen sich dabei nie ganz vermeiden. „Das ist aber auch früher nicht anders gewesen und die Reform wird einen Beitrag leisten, lange Wartezeiten tendenziell zu verkürzen“, ist sich der Orthopäde und Bereitschaftsarzt sicher.
Optimierung der Versorgung trotz Ärztemangel
Durch diese neue, intelligentere Organisation des ÄBD können ÄBP, so auch die m Landkreis Ahrweiler, entsprechend dem Bedarf besetzt werden. Die Ärztinnen und Ärzte der Region werden so von Bereitschaftsdiensten zu solchen Zeiten entlastet, in denen keine oder nur sehr wenige Patientinnen und Patienten Hilfe benötigen. Diese Hilfe kann durch den Patientenservice 116117 effizienter gesteuert werden und die in den ÄBP freiwerdenden ungenutzten ärztlichen Arbeitszeiten können die vielfach schon stark belasteten Ärztinnen und Ärzte für die Regelversorgung in ihren Praxen nutzen. So profitieren am Ende alle Menschen, ab dem 6. September auch im Landkreis Ahrweiler.
Mit der angestoßenen Bereitschaftsdienstreform 2020/2021 erhält die KV RLP angesichts des bestehenden und sich noch verschärfenden Ärztemangels die Versorgungssituation im ÄBD in Rheinland-Pfalz weiterhin auf einem hohen Niveau. Zugleich ist es der KV RLP ein wichtiges Anliegen, nicht nur den derzeit praktizierenden Ärztinnen und Ärzten, sondern auch künftigen Niederlassungswilligen ein attraktives Arbeitsumfeld zu gestalten. Denn eine Entlastung bei der Dienstbereitschaft macht eine Praxisgründung bzw. eine Anstellung in der ambulanten Versorgung für ausgebildete und noch unentschlossene Medizinerinnen und Mediziner interessanter. Weniger Zeit im Bereitschaftsdienst ohne Patientenkontakte bedeutet zugleich mehr Zeit für Beratung, Diagnose, Therapie und Behandlung in der Regelversorgung. Das ist der jungen Medizinergeneration wichtig.
Wartezeiten weiter reduziert
Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte und kann es beim Patientenservice 116117 (ohne Vorwahl, gebührenfrei) leider auch zu längeren Wartezeiten bis zur Verbindung kommen. Die Wartezeiten konnten inzwischen erheblich reduziert werden. Zu den meisten Zeiten werden Anruferinnen und Anrufer direkt zu einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter des Patientenservice 116117 durchgestellt. Zu folgenden Zeiten muss aber immer noch mit einem besonders hohen Anruferaufkommen gerechnet werden: Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 14 Uhr. Die KV RLP bittet daher alle Bürgerinnen und Bürger um Verständnis und Mitwirkung: Wenn kein dringendes medizinischen Problem vorliegt wird empfohlen außerhalb dieser Zeiten anzurufen. Die KV RLP ist kontinuierlich dabei, Personal für den Patientenservice 116117 einzustellen und zu qualifizieren, wodurch Wartezeiten künftig weiter reduziert, wenn auch nicht immer gänzlich vermieden werden können.
WICHTIG: Im Notfall immer 112!
Bei Lebensgefahr, schweren Unfällen, unerträglichen Schmerzen und, wenn ohne sofortige Behandlung gesundheitliche Folgeschäden zu befürchten sind, ist die Notfallrettung in der Trägerschaft des Landes, der Landkreise und der kreisfreien Städte zuständig (Landesrettungsdienstplan Rheinland-Pfalz | § 3 Rettungsdienstgesetz). Der Rettungsdienst kann über die Telefonnummer 112 angefordert werden und trifft in kürzester Zeit ein.
Wann ist der ÄBD unter 116117 zuständig?
Für alle anderen gesundheitlichen Probleme gibt es den ÄBD, der zum Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen gehört (Sozialgesetzbuch V). Zur Diagnose und zur Behandlung aller nicht unmittelbar akut gefährdender Gesundheitsstörungen sind zu deren Öffnungszeiten die niedergelassenen Haus- und Facharztpraxen zuständig. Außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten, also abends, nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen, dient der ÄBD so ausschließlich der Versorgung solcher Patientinnen und Patienten, die während der Öffnungszeiten die Hausärztin oder den Hausarzt aufgesucht hätten (A.III.3 Landesrettungsdienstplan). Der ÄBD ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 116117 erreichbar.
Weiterführende Informationen zur Bereitschaftsdienstreform 2020/21 finden interessierte Bürgerinnen und Bürger unter www.kv-rlp.de/893350-24976.
Sollten Sie weitere Fragen zur Reform haben, rufen Sie uns gerne an.
Freundliche Grüße
Dr. Rainer Saurwein
Leiter Stabsstelle Kommunikation
Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz
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